Zum Jubiläum „15 Jahre Trauerbegleitung“ im Raum Ochsenfurt las die Autorin Anke Keil aus ihren Werken
Trauer ist ein Gefühl, das Menschen bis ins Mark erschüttern kann. Sicherheiten brechen weg, nichts ist mehr so wie vorher. „Der Tod hinterlässt immer ein Gefühl von vorher und nachher“, sagte die Theologin und Trauerbegleiterin Anke Keil am Mittwoch, 6. November, in Ochsenfurt. Daher sei es sehr wichtig, Trauer zu verstehen. „Das hilft, damit zurecht zu kommen“, erklärte die Autorin mehrer Bücher zum Thema Trauer vor rund 40 Zuhörenden im Pfarrheim St. Andreas.
„Als Frau Trauer bei uns einzog“ ist der Titel ihres ersten Buches und so war auch die Veranstaltung überschrieben, zu der die KLB Würzburg und der AK Trauerpastoral im Pastoralen Raum Ochsenfurt eingeladen hatten. Vor 15 Jahren, so Burkard Fleckenstein bei seiner Begrüßung, starteten die „Angebote für trauernde Menschen“ mit einem Gottesdienst. Daraus hat sich inzwischen ein umfangreiches Angebot entwickelt. „Wir sind als Begleiter von trauernden Menschen oft die Beschenkten“, machte er deutlich.
Trauer geschieht in Wellen, erklärte Anke Keil, die selbst Trauererfahrungen durch den Verlust eines Kindes durchgemacht hat. „Was fehlt mir?“ sei der eine Ausschlag des Pendels, „Wie geht mein Leben jetzt ohne ihn oder sie weiter?“, der andere. „Funktionieren“, das viele negativ sehen („Ich funktioniere nur noch“), sei die erste Traueraufgabe. Sie schaffe Sicherheit, um überhaupt trauern zu können. „Oft passen dabei die Dinge nicht zusammen“, betonte die Referentin. Manchmal sei etwas gut und schlimm zugleich. „Und“, sagte Keil, „,Und‘ ist das wichtigste Wort in der Trauer“.
Die Autorin nannte als weitere Traueraufgabe „sich einfinden“. Das oft verwendete Wort „akzeptieren“ erscheint ihr zu intellektuell, vielmehr gelte es, auch emotional die „Lücke als neue Wirklichkeit anzuerkennen“. Sie riet dazu, offen zu sein für das Unverhoffte und vor allem Mitgefühl mit sich selbst zu haben. Das habe nichts mit Selbstmitleid zu tun, sondern es gehe darum, sich selbst so einfühlsam zuzuhören wie etwa einer Freundin, die Schlimmes durchmacht.
Nachdrücklich warnte Keil davor, zu glauben, dass Trauer irgendwann aufhöre. Gedanken wie „Mit der Zeit wird alles besser“ treffen nach ihrer Beobachtung nicht zu. „Viele meinen, wenn man alles richtig macht, dann wird die Trauer immer weniger,“ erklärte sie. Doch das stimme nicht. Vielmehr sei es so: „Die Trauer bleibt, aber das Leben wird wieder größer“.
Anke Keil befasst sich in ihren Büchern kreativ und behutsam zugleich mit dem weiten Feld Trauer. Sie nimmt dabei dem Thema die Schwere wie in ihrem Erstlingswerk „Als Frau Trauer bei uns einzog“, aus dem sie zum Abschluss vorlas und ihre Texte durch einprägsame Bilder unterstützte. Sie schildert darin Trauer als eine Frau, die ungefragt im Haus einzieht als sei es „ihr natürliches Recht“. Zunächst nimmt sie und der Inhalt ihres großen Koffers sehr viel Platz ein. Zudem bekommt sie Besuch von neuen Freundinnen wie Wut, Einsamkeit oder sogar Zusammenbruch. Die Geschichte von Frau Trauer endet nicht wirklich, aber nach einiger Zeit kommt nur noch als Gast, der auch wieder geht.
„Von der Hausbesetzerin zum Gast“ so könne man den Abend zusammenfassen, meine Pastoralreferentin Monika Albert. Sie dankte im Namen der Pastoralen Raums Ochsenfurt der Referentin und auch den drei Ehrenamtlichen, die aus persönlicher Betroffenheit vor 15 Jahren das Konzept entwickelt und in die Tat umgesetzt haben.
Menschen in der Trauer nicht allein zu lassen, das war und ist das Anliegen von Barbara Düchs, Angelika Haaf und Burkard Fleckenstein bis heute. Aus den ersten Anfängen hat sich inzwischen ein umfangreiches Angebot entwickelt. Das Trauer-Café oder die Trauerwanderungen setzen dabei ganz bewusst auf den außerkirchlichen Raum, um die Hemmschwelle möglichst niedrig zu halten. Darüber hinaus werden meditativ gestaltete Gottesdienste an verschiedenen Orten angeboten. Bei Musik, Gebet und Stille kann man zu sich selbst zu finden und der eigenen Trauer Raum geben. Auch zum persönlichen Gespräch werden trauernden Menschen eingeladen. Sie können sich an Pastoralreferenten i.R. Burkard Fleckenstein wenden (Kontakt: Tel. 09335/1778 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).
Für Angelika Haaf sind die „Angebote für trauernde Menschen“ ein gutes Beispiel dafür, wie die Katholische Landvolkbewegung über 15 Jahre fruchtbar mit Pfarreien bzw. dem jetzt daraus entstandenen Pastoralen Raum Ochsenfurt zusammenarbeiten kann. Barbara Düchs wiederum würde sich freuen, wenn sich Menschen finden, die bereit sind, im Team von Ehrenamtlichen mitzuarbeiten und auch neue Ideen einzubringen. Beiden ist es wichtig, dass ihr Angebot sich an Menschen auf dem Land richtet, denn dort werde anders als in Städten kaum Vergleichbares angeboten.
Anke Keil studierte Theologie und Allgemeine Rhetorik und ist als Lektorin und Trauerbegleiterin tätig. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Esslingen. Nachdem 2015 eine Tochter still geboren wurde, gründete sie zusammen mit ihrem Mann eine Selbsthilfegruppe für frühverwaiste Eltern. Sie ist Autorin mehrerer Bücher zum Thema Trauer.
Text und Bilder: Walter Sauter
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Im Einsatz für trauernde Menschen (v.l.): Autorin und Trauerbegleiterin Anke Keil, die drei Ehrenamtlichen Burkard Fleckenstein, Angelika Haaf und Barbara Düchs sowie Pastoralreferentin Monika Albert nach der Veranstaltung „Als Frau Trauer bei uns einzog“.